Mittwoch, 1. Oktober 2014

Jinja, Kampala und der Zauber des Anfangs

Ein paar wunderbare Freunde von mir, haben Glückssäckchen genäht, die aussehen wie Glückskekse nur halt aus Stoff. Es sind 10 Stück, für jeden Monat, den ich hier in Uganda verbringe, ein Säckchen mit ein paar lieben Worten.
Als ich vor einer halben Ewigkeit in Bushenyi angekommen bin, hat mich dieser Spruch erwartet: Und plötzlich weißt du, es ist Zeit etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. Ich glaube da wusste ich noch nicht so richtig, was ich unter dem „Zauber des Anfangs“ verstehen soll. Aber jetzt habe ich doch schon einige Zeit so weit weg von Zuhause verbracht und ich bin hier angekommen, lebe nun hier, mit allen Hoch und Tiefs. Es ist nicht mehr so, dass alles neu ist, ich fange an mich an mein Leben hier zu gewöhnen. Dazu zählt aber auch, dass mich Sachen stören, nicht immer alles supertoll und noch so neu ist, ich diskutiere und mache Mitmenschen nicht so toll finde, mir dafür andere Menschen sehr fehlen und ich auch mal einen schlechten Tag habe, einfach nur so. Es ist nicht mehr so ein großer Zauber, in dem noch alles neu und ungewohnt ist und man alles darauf schieben kann, dass es ja noch der Anfang ist.

Aber das ist auch gut so! Ich bin sehr froh darüber, mich in dem Leben hier so eingefunden zu haben. Ich weiß jetzt, ein schlechter Tag hier geht auch vorbei, ich weiß was mir gut tut wenn es mir mal nicht so gut geht. Ich weiß auch, und das freut mich besonders, dass es hier Menschen gibt, die ich gerne sehe, die mich zum Lachen bringen, die mir jetzt schon sehr wichtig geworden sind! Es hat sich ein Alltag entwickelt und Sachen haben sich eingefügt. Dazu muss ich auch mal sagen, dass ich super glücklich mit Franzi bin! Eine bessere Mitbewohnerin und auch Freundin hätte ich mir nicht vorstellen können. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt und ich bin echt unglaublich froh, sie hier zu haben und all die Erfahrungen mit ihr zu teilen  :)
Es ist auch, wie wir am Wochenende gemerkt haben, gar nicht so selbstverständlich, dass sich die deutschen Zweierteams so gut verstehen.  Hier in Uganda sind wir insgesamt 20 deutsche Freiwillige, die in den Rot-Kreuz Branchen in verschiedenen Orten arbeiten. Wir dachten uns immer, wie schön, weil alle Freiwillige in ganz Uganda verteilt sind und wir so ganz viele besuchen können und ganz viel von dem schönen Land sehen können. Haha ja war gut gedacht. Irgendwie sind aber fast alle Freiwillige im Osten oder in der Mitte von Uganda. Und wir stecken hier im Westen und es ist echt eine Himmelsfahrt bis in die anderen Städte. Dazu kommt noch, dass unsere Branch, im Gegensatz zu den meisten anderen, sehr viel Arbeit hat. Das ist ja an sich überhaupt nichts Schlechtes und ich bin echt froh darüber, was zu tun zu haben. Aber unser Chef, ok wir haben gerade keinen richtigen Branchmanager aber dafür einen anderen Mann, der irgendwie jetzt sowas wie unser Chef ist, das selbst aber nicht so genannt werden will und auch trotzdem ein guter Freund ist...ja auf jeden Fall findet der das echt gar nicht in Ordnung, wenn wir an Arbeitstagen fehlen. Vor allem Montage gehen gar nicht klar, weil da immer die vergangene Woche reflektiert und die ganze nächste Woche geplant wird und das wichtige Montagsmeeting ansteht. Kann ich auch wohl verstehen, dass wir Montag bis Freitag da sein sollen, aber damit wird das Reisen sehr schwierig, weil wir wirklich so lange unterwegs sind immer.

Letztes Wochenende haben wir es aber tatsächlich gewagt und sind am Freitag nach der Arbeit (5 Uhr Nachmittags) losgefahren nach Kampala.
wir sind gaaaaanz sauer, weil kein Taxi kommt!

Dazu sind wir zuerst ca eine Stunde bis nach Mbarara gefahren und dann nochmal 5 ½ Stunden bis nach Kampala. Man bedenke, dass es hier um 7Uhr Abends dunkel wird und um halb 8 dann wirklich stockdunkel ist. Es war also nicht sooo toll erst so spät zu fahren und dann auch noch nachts in Kampala anzukommen.  Kampala ist einfach so ein krasser Unterschied zu Bushenyi. Im kleinen, schnuckeligen Bushenyi ist nach 8 Uhr auf den Straßen nichts mehr los. Als wir um 11 in Kampala aus dem Bus gestiegen sind ging es dann los.  „Muzungu Muzungu!“ und jeder wollte uns ein Taxi oder sonst was andrehen. Wir sind dann noch ein kleines Stückchen bis zu zwei anderen Deutschen gefahren, bei denen wir die Nacht geblieben sind.  Samstag morgen ging es dann früh weiter bis nach Jinja. Wir hatten Pech, sind in einen ordentlichen Stau gekommen und 4 Stunden gefahren. In den völlig überfüllten Taxis war das nicht besonders angenehm.
Aber Jinja! Wow die Fahrt hat sich echt gelohnt. Es hat damit angefangen, dass wir über dem Nil gefahren sind und dann diese schöne Stadt gesehen haben. Das allerschönste war der Markt. Leider habe ich keine Fotos gemacht. Es gab so viel verschiedenes Gemüse, Obst und natürlich Fisch. Und dann gab es unheimlich viele Gewürze. Ich weiß gar nicht was genau das alles war, aber alles frisch, in riesigen Säcken, Tüten, Eimern...ein Stand neben dem anderen. Wir haben richtig zugeschlagen!

Als wir durch die Stadt gegangen sind haben wir dann auch verstanden warum es so viele Gewürze gab. In Jinja leben sehr viele Inder. Und außerdem wimmelt es nur so von Muzungus. Es ist echt krass wie sehr Weiße einem aus einmal auffallen und erschreckend wie sehr wir dann auch auffallen müssen. In Jinja hat uns aber keiner „Muzungu“ hinterhergerufen. Die Ugander hat es gar nicht interessiert, dass da Weiße durch die Straßen laufen, wahrschienlich sind sie es einfach zu sehr gewöhnt und sind müde geworden dauernd „Muzungu“ zu schreien. Das wird uns in Bushenyi wohl nie passieren. Ich hätte ja gedacht, dass sich die wenigen Menschen hier eher an uns zwei gewöhnen und uns irgendwann als selbstverständlich hinnehmen, aber mittlerweile befürchte ich das wird nie so sein.

Naja Jinja ist aber echt eine sehr schöne Stadt. Nur halt sehr auf Touristen ausgelegt. Es gibt tausend kleine Shops in denen „typisch afrikanische“ Sachen verkauft werden. Super schöne Ohrringe, Taschen, Bilder, Masken, Skulpturen, Körbe, Trommeln und und und. Alles was man als Touri unbedingt haben will und was wir natürlich auch cool fanden. Dann gab es sogar Cafés. Wir hatten es schon echt vermisst uns einfach in ein Cafè zu setzen und nen Kaffee zu trinken, deswegen haben wir es dann tatsächlich gemacht und uns für ein Schweinegeld einen Michshake bestellt. Aber das hat einfach nicht in unser Ugandaleben gepasst. Hier setzt man sich nicht irgendwo gemütlich hin und trinkt was. Dazu gibt es die Zeit und das Geld nicht. Ist eigentlich echt klar, dass es in Bushenyi keine Cafés gibt. Die Notwendigkeit ist einfach nicht da.
Also war es für uns auch echt ein Touri-Urlaubs-Wochenende. Das ging dann auch noch genauso weiter. Wir haben uns mit den Freiwilligigen aus Jinja, Entebbe und Mbarara getroffen und zusammen das Wochenende verbracht. Am Samstag Abend waren wir zusammen auf einem Konzert und haben ganz viel gequatscht. Einfach ausgetauscht wie die Arbeit, das Leben, die Wohnung, das Essen und alle Erfahrungen sind. Und es ist echt sehr unterschiedlich. Die anderen sechs Deutschen haben schon fast jedes andere Wochenende zusammen was gemacht und sich gegenseitig besucht. Es war für sie überhaupt kein Problem ein paar Tage bis zu mehr als einer Woche frei zu kriegen, weil es in deren Branchen teilweise gar keine Arbeit gibt, oder die Freiwilligen nicht besonders eingespannt werden. Außerdem dauert es auch nicht so lange von Jinja oder Entebbe zu reisen, weil es einfach viel zentraler und näher an den anderen Orten ist. Ich bin echt wahnsinnig froh, dass das mit der Arbeit bei uns anders ist, aber natürlich würde ich mir auch wünschen, dass es ein bisschen einfacher ist auch mal Freitags schon loszufahren oder es nicht immer so weit zu haben. Andererseits haben wir dafür in Bushenyi schon richtige Freunde gefunden und uns hier richtig eingelebt. Das fällt den anderen natürlich schwerer, wenn sie dauernd unterwegs sind.  Alle Städte haben also ihre Vor- und Nachteile, aber ich muss echt sagen ich habe mich in das kleine schöne Bushenyi echt ein bisschen verliebt. Außerdem verstehen sich die Teams auch untereinander nicht alle so gut, wie das bei Franzi und mir so ist. Da gab es richtige kleine Lästereien und ich bin gleich nochmal glücklicher darüber, dass ich die liebe Franzi als Teampartner habe!

Am Sonntag haben wir dann eine Wildwasserraftingtour gemacht. Das war so cool! Wir sind von Jinja aus mit einer Organisation losgefahren zu einer anderen Stelle am Nil. Da sind wir dann ausgestattet mit Rettungswesten und Helmen losgedüst! Und das war echt nicht ohne. Diese ganzen Stromschnellen, Wasserfälle und wie man das alles nennt. Mehrmals sind wir rausgeflogen, umgekippt und voll gekentert. Aber es hat so viel Spaß gemacht! Und am schönsten war es, wenn der Nil ruhig war und wir rausspringen und schwimmen konnten. Jaaaa wir sind tatsächlich im Nil geschwommen! Unglaubliches Gefühl! Als wir dann vom Boot aus eine Schlange auf dem Wasser schwimmen gesehen haben, was das Gefühl dann auch ein bisschen mulmig, aber zum Glück ist uns nur diese eine begegnet. Nach der Tagestour waren wir alle ziemlich erledigt und haben uns noch eine gemütlichen Abend auf dem Matratzenlager in der kleinen Wohnung der JinjaFreiwilligen gemacht.

Montag morgen ging es für Franzi und mich dann wieder zurück (ja wir haben uns trotz aller Diskussionen durchgesetzt und uns den Montag einfach freigenommen, wird wohl aber auch eine Ausnahme bleiben). Wir haben in Kampala einen Stopp gemacht und sind schnell ins Headquater vom Roten Kreuz und haben unsere Jahresvisa abgeholt. Jetzt sind wir ganz legal für den Rest unserer Zeit in Uganda unterwegs!

Außerdem hatten wir so auch nochmal die Möglichkeit uns Kampala ein bisschen anzugucken. Und das bisschen hat mir ehrlich gesagt schon fast gereicht :D Diese Stadt ist einfach so voll, wuselig und laut. Überall Menschen und Autos. Über die Straße gehen war schon so ein Abenteuer für sich. Dafür gibt es in Kampala natürlich aber wieder alles. Wir waren in einem Bücherladen in dem man wirklich alle Bücher bekommen hat, nicht nur Bibeln und zerfledderte alte Geschichtsbücher, und in einer Bäckerei, in der es richtig frisches Körnerbrot gab! Nicht das eingeschweißte, eingeflogene Vollkornbrot mit der deutschen Aufschrift sondern richtig frisch gebackenes! Davon haben wir uns auch ein bisschen was gegönnt. Trotzdem wie gut, dass wir nicht in Kampala wohnen! Ich bin wirklich sehr froh darüber, das wäre mir nämlich doch zu voll und anstrengend. Auch die schöne Landschaft von Uganda, die wir hier in Bushenyi direkt vor der Nase haben, hat man da gar nicht gesehen. Viel zu viele Gebäude, Hochhäuser und Autos. Der Kampala Taxipark ist aber echt nochmal was besonderes. Kaum vorstellbar, dass es da wirklich ein Prinzip gibt, aber es ist tatsächlich alles relativ schlau geregelt.

Wieder in Bushenyi geht es direkt wieder an die Arbeit und davon möchte ich euch auch ein bisschen was berichten.

Vor ca. zwei Wochen gab es hier einen großen Marathon, der vom Rotary Club organisiert wurde. Es wurden ordentlich Spenden gesammelt und die 200 Läufer wurden von unterschiedlichen Organisationen, Vereinen und Schulen gesponsert. Das Geld ging an die Krebshilfe hier in Uganda. Wir vom Roten Kreuz haben den Marathon mit Erster Hilfe unterstützt. Am Anfang dachte ich, wir stellen unser Zelt auf, verteilen ein bisschen Wasser und passen auf dass keiner umkippt. Ist dann ein bisschen anders gekommen. Unsere Erste Hilfe war echt notwendig, weil einige der Läufer zusammengeklappt sind. Die ganze Sache war aber ein bisschen sehr unorganisiert, weil wir die dann erst vom Ziel bis zu unsere Zelt mit einer Trage transportieren mussten. Anstatt dass unser Zelt direkt am Zielpunkt ist :D Und im Zelt sah es wirklich nicht schön aus. Die weiße Plane auf dem Boden war nach kurzer Zeit völlig dreckig von dem ganzen Schweiß und so. Die Sonne hat richtig schön draufgeschienen und es sind immer wieder viel zu viele Menschen in das Zelt gekommen, sodass die Luft auch nicht besonders gut war und viel zu wenig Platz. Wir sind total viel hin und her gelaufen, haben geholfen wo es ging und glaube ich auch echt gute Arbeit getan. Wir wurden sehr viel gelobt, aber im Vergleich zu dem ordentlichen, pünktlichen, sauberen deutschen Verhältnissen war es echt ziemlich chaotisch. Auch wenn wir nach der Aktion echt fertig waren, hat es auch super viel Spaß gemacht. Vor allem mit unserm Branch Team, das ich echt sehr gerne mag :)
Läufer einer Schule mit der wir zusammenarbeiten

RedCross Zelt - noch sauber



los geht's!

Franzi, ich und ein Mitfreiwilliger

Erster!
 

Dann geht jetzt die ganze Zusammenarbeit mit den Schulen weiter. Die sind aus den Ferien wieder zurück und sehr viele Schulen hier im Umkreis haben Rot-Kreuz-Gruppen. Diese besuchen wir teilweise regelmäßig, teilweise nur ab und zu. Bis jetzt haben wir immer über das Rote Kreuz geredet und für neue Mitglieder geworben und uns angehört, was der Club schon so für Sachen gemacht hat. In nächster Zeit werden wir auch andere Themen, wie Drogenmissbrauch, Wasser und Hygiene, einfache selbstgemachte Lebenshilfen und sowas reden. Ich glaube das werden echt gute Stunden, weil die meisten Gruppen echt aktiv und lustig und neugierig sind!

Eine Schule hat eine richtig große HandoverParty veranstaltet um die alten Komitee Mitglieder zu verabschieden und die neuen willkommen zu heißen. Es gab richtig gutes Essen und die Mädels (das war eine Mädchenschule) haben getanzt und uns unterhalten. Echt coole Sache!
Raum, in dem die Handoverparty stattgefunden hat

Mädels am tanzen

Projekt der Schulgruppe: Popcorn machen!

ein Mädchenschlafsaal in der Schule

und nochmal von der Party: dicker Kuchen :)
 
Ein anderer Bestandteil ist die Arbeit in den Fields und in der Gemeinschaft. So wie wir das Krankenhaus geputzt haben, sind wir letzte Woche in dein Dorf gefahren und haben eine Gruppe dort getroffen, uns deren Schwierigkeiten angehört und deren Projekte angeschaut. Und dann haben wir so ein Gebilde neu gemacht. Das ist da im Geschirr oder andere Sachen trocknen zu lassen. Es hat so viel Spaß gemacht das zu bauen. Vor allem weil wir wirklich nur zwei Hammer, viele schiefe Nägel, eine Machete und ein bisschen Holz zur Verfügung hatten und es trotzdem alles so gut funktioniert hat. Die Leute dort waren auch so dankbar und haben uns Matooke und Bohnen als Mittagessen gekocht. Das ist wirklich ein sehr schöner Teil der Arbeit :)
ich hau dann mal das Holz durch!

und Franzi auch nochmal

voller Tatendrang :D

alle Mann am arbeiten

Das TEAM und die Gruppe :)

das fertige Gebilde

Allan, Franzi, Emily und Cranmer beim Essen

Wilber und ich beim Essen :)


Das wars auch schon wieder. Ich hoffe es geht euch allen gut!

Viele Liebe Grüße eure Klara

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