Sonntag, 24. August 2014

eine weitere erlebnisreiche Woche!


Es ist schon wieder so viel passiert in den letzten Tagen, dass ich mal wieder nicht weiß wo ich anfangen soll.

Wir haben jetzt irgendwie doch schon angefangen zu arbeiten, weil es da unterschiedliche Meinungen gab und wir ja gerade ohne Branch Manager sind :D Am Montag hatten wir aber das Monday-Meeting, in dem wir künftig immer einen Report über die letzte Woche vorlegen müssen und kurz erzählen sollen, was wir uns für die kommende Woche vorstellen. Das haben wir diesen Montag natürlich noch nicht gemacht, dafür haben wir dann aber einen Wochenplan für uns bekommen, den wir aber direkt mal vollkommen verändert haben, weil wir uns das ganz anders vorgestellt hatten. Jetzt sah unsere Woche wie folgend aus:

Montag haben wir uns im District Government, also bei verschiedenen Leuten, die was mit der Regierung vom Bushenyi-Distrikt zutun haben, und bei der Polizei vorgestellt. Wir wurden von allen total freudig willkommen geheißen und alle haben uns ihre Hilfe zugesagt und auch vorgeschlagen, dass wir mal in ihre Arbeit reinschnuppern können und uns so verschiedene Bereiche angucken können. Das hat mich total gefreut! Dann waren wir noch in einem Reproductive Health Center (RHU) dass sich sehr viel mit Familienplanung, Verhütung und sowas beschäftigt. Es war echt richtig interessant was die uns da erzählt haben, vielleicht schreibe ich später nochmal was dazu.

Dienstag haben wir dann unseren ersten Report über die letzte Woche geschrieben. Und jaaaa wir waren sehr stolz :D Außerdem haben wir noch ganz viele andere Reporte aus den vorherigen Jahren gelesen, damit wir einen Überblick über die laufenden Projekte und Aufgaben unserer Branch bekommen.

Was dann echt nochmal eine richtig krasse Erfahrung war, war der Besuch in der Kampala International University (KIU). Das ist eine Medizin-Uni mit angrenzendem Krankenhaus. Das Krankenhaus ist echt groß und die Medizinstudenten können da die ganzen Praktika machen. Wir sind einmal durch ein paar Bereiche geführt worden und ich muss sagen das Krankenhaus wirkt auf den ersten Blick echt strukturiert und verhältnismäßig sauber. Allerdings hat es nicht ansatzweise so steril gerochen wie in Deutschland in den Krankenhäusern. Mal sehen unsere Vorgänger haben in verschiedenen Bereichen mitgeholfen, ich weiß aber noch nicht ob wir das auch machen werden und überhaupt wollen. Die krasseste Erfahrung war aber eigentlich die Psychiatrie. Ein Teil des Gebäudes war mit einem hohen Zaun abgegrenzt und wir durften da einmal durchgehen. Dadurch dass ich in Deutschland ja schon eine gewisse Erfahrung mit Menschen mit Behinderung habe, sollte mir das ja nicht so viel ausmachen, aber das hat es. Viele der Menschen da waren geistig sehr eingeschränkt. Vielleicht war alles auch nochmal deutlicher weil wir weiß sind und sowieso schon total auffallen. Hier war es jetzt so, dass die Menschen uns wirklich anfassen wollten, mit uns reden wollten und uns halt auf ihre Art echt zu nahe gekommen sind. Dazu haben wir die Sprache nicht verstanden, weil die fast alle kein Englisch konnten. Ich habe mich am Anfang wirklich so unwohl gefühlt, dass ich schon echt erstaunt von mir war, aber das hat sich auch gebessert, je länger wir uns da aufgehalten haben. Letztendlich fand ich das schon wieder richtig spannend und hätte vielleicht auch Lust da nochmal mehr zu erleben. Ich weiß aber gar nicht wirklich ob ich das will und ob das auch überhaupt möglich wäre.
Ja soviel dazu.

Am Mittwoch ist es dann mit den Erlebnissen direkt weiter gegangen. Wir sind mit einem Mitfreiwilligen ins ‘field‘, also raus in die Dörfer gefahren. Schon allein der Weg dahin war der absolute Knaller. Wir sind mit einem Motorrad gefahren auf das normalerweise zwei Leute passen würden. Alex, der Mitfreiwillige, ist gefahren und Franzi und ich saßen hinten drauf. Alex hatte als einziger einen Helm und saß mehr auf meinem Schoß als auf dem Sitz, weil der davor einfach zu ende war :D Für unsere Füße gab es nur eine Abstellmöglichkeit, also standen meine Füße auf Franzis, was nicht sooo einfach ist, wenn man über eine “Straße“ fährt, die aus mehr Löchern besteht als festem Boden. Wir sind über eine Stunde so durch die Gegend gehoppelt. Die Landschaft war aber echt so wunderschön! Wir sind durch eine riesige Teeplantage gefahren und konnten die ganze Zeit nur staunen über diese Schönheit!
die schönen Teeplantagen :)

wir zwei Süßen vor den schönen Teeplantagen :D

Was auch wirklich schön war, waren die kleinen Dörfer durch die wir gefahren sind. Viele Kinder sind aus den Häusern gerannt gekommen, haben „Muzungu, Muzungu“ gerufen, gewunken und gelacht. Ich habe wirklich nochmal diesen Unterschied zwischen Stadt und Land ganz deutlich wahrgenommen. Bushenyi ist wirklich nicht groß, aber es gibt zwei Straßen mit Shops und Häusern. In den fields gab es in den wenigen Häusern oft Obst und Gemüse, aber in einer ganz anderen Dimension.

Wir haben einen OVC-club (Orphans and Vulnerable Children) besucht. Das ist eine Gruppe von Frauen und Männern die Begleiter für Waisenkinder sind. Diese Gruppe stellt auch Produkte für den Red-Cross Shop in Bushenyi her. Wir wollten mit denen über diese Aufgaben und mögliche Probleme reden, was sich aber als ziemliche Schwierigkeit rausgestellt hat, weil die alle kein Englisch gesprochen haben und wir somit ziemlich aufgeschmissen waren, weil wir gerade mal 3 Wörter in der local-language können. Die haben wir natürlich direkt zum Besten gegeben und den Rest musste Alex dann immer übersetzen, was wirklich umständlich war. Trotzdem habe ich das Gefühl, es hat den Menschen gut getan, dass wir uns ihre Probleme angehört haben. Das sind leider auch gar nicht so wenige.

Die Kinder haben uns zum Begrüßen drei Lieder vorgesungen und ich bin, wie auch schon in dem Camp in Ntungamo, so begeistert von den Stimmen der Ugander! Die haben so eine volle und kräftige Stimme und können so gut singen alle. Echt wunderschön! Am Anfang waren die Kinder echt schüchtern und haben sich gar nicht getraut zu uns zu kommen, aber dann haben wir einfach versucht mit Händen und Füßen ein Spiel zu erklären und dann sind wir echt in einen guten Kontakt gekommen. Sie haben uns auch ein paar ugandische Spiele und Lieder gezeigt und es hat richtig Spaß gemacht!



die Kinder des OVC-Clubs

 
 
Es war aber für mich wirklich nicht einfach diese Verhältnisse zu sehen. Oder vielleicht noch eher die ganzen Probleme zu hören und einfach nicht zu wissen, wie man das ändern kann. Vielleicht ist das der Kulturschock, den man uns ja angekündigt hat. Aber dazu später mehr.

Am Donnerstag haben wir nicht so viel gemacht. Eigentlich saßen wir viel im Office, haben Reports über die letzten Aktivitäten geschrieben und noch mehr Reporte gelesen und unsere Mitfreiwilligen ganz viel gefragt gefragt und gefragt.

Am Freitag sind wir nochmal in die fields zu einer anderen Gruppe gefahren, die auch Produkte für den Shop herstellt. Die Erlebnisse da waren sehr ähnlich. Außerdem sind wir noch zu einer Schule gefahren, zu denen Kinder aus einem anderen OVC-club gehen, aber es gab ein Missverständnis mit der Zeit und deshalb waren nur sehr wenige Kinder da. Auch da war wieder das Problem, dass die keine Englisch gesprochen haben und wir dringend Ryankole lernen müssen! Ich hab schon fleißig mit Bashira, einer Mitfreiwilligen, geübt, aber ich kann mir die ganzen Wörter einfach nicht merken und ich spreche das alles noch so falsch aus :D Trotzdem freuen sich alle immer schon, wenn man „Agandi“ sagt, das heißt soviel wie „Hallo, wie geht es dir?“ und das bekommen wir mittlerweile hin! :)

So also jetzt zu meinem brodelnden Kopf. Als erstes haben wir diese Woche noch erfahren, dass die Freiwilligen, die mit uns in der Branch arbeiten, kein Geld für ihre Arbeit bekommen. Das sind alles Einheimische, wir sind die einzigen „Muzungus“. Und wir bekommen unseren ganzen Aufenthalt hier ja bezahlt. Nur Visum und Impfkosten mussten wir selber bezahlen, das war zwar auch nicht wenig, aber hier bekommen wir Geld für Essen, Transport, uns wird die Unterkunft bezahlt und die Auslandsversicherung. Es hat mich vorher immer richitg genervt, dass wir als die reichen Muzungus abgestempelt werden, weil soo viel Geld bekommen wir dann auch wieder nicht, aber im Verhältnis zu gar kein Geld sind wir dann wirklich die Reichen.
Das also die anderen kein Geld für die Arbeit bekommen hat mich echt richtig geschockt. Ich habe dann auch realisiert, dass wir mittags immer nach Hause gehen und uns was zum Mittagessen machen, die anderen bleiben aber in der Branch. Die haben genau das gleiche Recht auf ne Mittagspause, so wie wir, aber einfach kein Geld für Mittagessen. Und das macht mir echt zu schaffen! Man kann doch auch nicht richtig arbeiten, wenn man einen leeren Magen hat. Kein Wunder dass alles so langsam abläuft. Aber zu dem ugandischen Zeitverständnis ein anderes mal mehr :D
Dazu kommt dann noch, dass unsere Branch auch kein Geld hat um Transportgeld zu zahlen um zum Beispiel ins field zu fahren. Als wir die Woche mit Alex gefahren sind, haben wir das immer bezahlt. Und es ist auch nicht wenig, weil der Weg meistens so weit ist. Also können so Gruppen wie der OVC-club und die Frauengruppen nicht oft genug besucht werden . Das heißt dann wieder dass wir Probleme bei der Produktherstellung nicht schnell genug merken und auch nicht wirklich beheben können. Ein riesen Teufelskreis, der wieder mal nur mit Geld zu lösen ist, aber einfach nur Geld tuts dann auch wieder nicht. Wir denken also jetzt schon ganz schön viel nach, wie wir das verändern können, ohne dass es so ist, dass wir als Deutsche da jetzt einmal fett Geld spenden und wenn wir weg sind, ist alles wieder wie vorher.

Es ist einerseits echt gut, dass wir anfangen über sowas nachzudenken, weil auf einmal unser Jahr hier einen Sinn bekommt und ich unheimlich froh, dass ich noch die ganzen verbleibenden Monate habe und irgendwas zu schaffen bin! Mir ist klar, dass ich nicht die Welt retten kann und bestimmt werde ich auch nicht alle Probleme in unserer Branch lösen können, aber wenn wir es irgendwie schaffen könnten, dass unsere Mitarbeiter regelmäßig und kontinuierlich ein Mittagessen bekommen, dann wäre das schon ganz schön was wert!
Ich persönlich finde es wirklich nicht so einfach zu sehen alles, aber vielleicht wird dann daraus die Motivation dranzubleiben und dann lohnt sich das komische Gefühl!

So damit ihr aber nicht denkt wir grübeln hier nur die ganze Zeit, jetzt noch ein paar schöne und lustige Sachen:

Franzi und ich beim Kochen, wenn der Strom mal wieder ausfällt und wir unsere superschicken Kopflampen auspacken :D Uns ist es leider auch schon öfter passiert, dass wir dann ganz romantisch mit Kerzen und Kopflampen beim Essen saßen, gequatscht haben und uns irgendwann aufgefallen ist, dass der Strom schon längst wieder da ist :D

Supercool mit unseren Kopflampen :D

Dann haben uns letztes Wochenende zwei Freiwillige auch vom German Red Cross aus Mbarara besucht und wir haben zusammen mit einem Einheimischen freund Rolex gemacht. Das ist so ne Art Pfannekuchen (Chapati) mit Omlett drin und es ist echt köstlich! Rolex werden hier überall am Straßenrand frisch gemacht und verkauft. Wir sind noch dabei rauszufinden wer der beste Rolexmacher in Bushenyi Town ist.

Chapati-Teig machen

Chapati braten

Omlett rein

und dann guten Hunger :)

Wir üben uns echt im ugandischen Essen machen. Am Dienstag haben wir zusammen mit Rhita und Allen nochmal Mandazi gemacht. Das waren diese Kugeln, die wir in Ntungamo auf dem Youthcamp gelernt haben. Franzi und ich haben mega die specialedition mit Rosinen und Zimt entwickelt! Das sind jetzt unsere christmas-Mandazis :)

Außerdem habe ich Franzi letzte Woche zum Besen kaufen geschickt, weil unser Boden immer so dreckig ist und Franzi so schnell rummeckert, dass sie das stört. Sie kam dann mit dieser netten Konstruktion zurück. Meiner Meinung nach macht der Besen mehr dreckig als sauber, aber wenn wir schon in Uganda leben, dann auch richtig :D




So und damit schöne Grüße nach Hause, ich hoffe es geht euch allen gut! Haltet die Ohren steif, ihr werdet bald wieder von mir hören.

Eure Klara






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